S.Geuder, 30.05.2016

Ab 2017 soll es neue Jugend-Sonderregelungen geben

Am Wochenende fand in Hannover die DJB Jugendvollversammlung statt.

Dort wurden weitreichende Beschlüsse gefasst, die einen enormen Eingriff in die bestehenden Jugendregeln darstellen.

Die einen (DJB) nennen es "ein neues Zeitalter des Judo im Jugendbereich" die anderen (einige Landesverbände)nennen es ein "Beben im Jugendbereich".

Was ist geschehen?
Die Bundestrainer und Bundesjugendleitung erlauben ab 2017 nur noch Techniken aus dem klassischen Ärmel-Revergriff. Alle anderen Techniken und Griffe sind dann verboten und werden bestraft.
Hier will man uns Vereinen, Trainern und Kindern mit aller Macht das klassische japanische Judo aufzwingen.
Leider leben wir nicht in Japan und unsere Kinder haben in der Grundschule auch kein Unterrichtsfach, das da lautet "Judo".
Somit ist es nicht sinnvoll, Japan und Deutschland im Judo zu vergleichen.

Was sind die Folgen?
Alle Kinder machen in Zukunft das selbe Judo, alle Kinder sollen von der ersten Stunde an nur das, nach Meinung der Bundestrainer, einzig erfolgreiche Judo beigebracht bekommen, was später mal zu einem neuen Weltmeister hinführen soll.
Sicherlich ist der Ärmel-Revergriff eine wichtige Grundlage für späteres, erfolgreiches Judo, aber Judo lebte mal von seiner Vielfalt, seiner Überraschungen, seiner spektakulären Würfe und seiner Unberechenbarkeit, - da war Judo noch Interessant und für Kinder erstrebenswert.
All das wurde in den letzten Jahren Schritt für Schritt abgebaut und der Einfallsreichtum der Kinder und Trainer weggenommen.
Judo wurde zu einem langweiligen, medienuninteressanten Randsport, so bekommen wir es zumindest von den Medien/Sponsoren immer wieder zugetragen.

Was werden die Folgen sein?
Viele Kinder, die einfach kämpfen und sich nicht mit tausend Regeln herumquälen wollen, werden dem Judosport, noch mehr als eh schon in den letzten Jahren, den Rücken kehren und sich anderen Kampfsportarten anschließen, wo man noch kämpfen darf, - zum Beispiel dem sehr Judo-ähnlichen Sambo.
Langfristig werden dem DJB für ihre Top-Athleten dann die Gelder fehlen, um ihren Leistungssport finanzieren zu können, wenn sie immer weniger Mitglieder zu verzeichnen haben. Eine solche Tendenz dahin, gibt es doch bereits.

Erste Landesverbände haben bereits Kommentare gegen diese neuen Sonderregeln auf ihrer Verbandshomepage veröffentlicht und einige gehen bereits soweit, dass Sie diese neuen Regeln in ihrem Verband außer Kraft setzen und sogar wieder die alten Judoregeln von vor 10 Jahren einführen, wo in der Jugend noch alles erlaubt war.

Da die Landesverbände bis zur U15 nach eigenen Verbandsinternen Regeln kämpfen dürfen, wäre dies auch für Hessen eine Möglichkeit, dem Rückgang bei den Mitgliederzahlen und vor allem den Teilnehmern auf Wettkämpfen entgegen zu wirken.
Es ist nicht die Aufgabe der Vereine oder Landesverbände, die nächsten Olympia-Sieger zu stellen. Unsere Aufgabe ist es, den vielen Kindern und anderen Mitgliedern gerecht zu werden und Ihnen die Lust am Judosport zu vermitteln. Wir haben eine Verpflichtung unserer 15000 Mitgliedern im HJV und sind nicht nur für die 2-3 Top-Athleten verantwortlich, die für den DJB die Fördergelder vom Bund sichern sollen. Diese Top-Athleten auszubilden, ist Aufgabe des Bundes. Darunter dürfen aber nicht 98 % der anderen Mitglieder leiden.

Einen entsprechenden Antrag gibt es bereits für die HJV Mitgliederversammlung am 2.7.2016. Mal sehen, wie Hessen sich entscheiden wird.